René Götz ist der Geschäftsführer vom Openair Frauenfeld, dem bedeutendsten und grössten Hip-Hop-Event Europas. Die aktive Einbindung von Ticketmaster als Ticketingpartner ist für ihn Voraussetzung für den Erfolg des Festivals.

Für welchen Event haben Sie Ihr erstes Ticket gekauft?
René Götz: Nicht mein erstes Ticket, aber mein erstes einprägsames Erlebnis. Das war 1991 bei unserem Vorgänger Festival, dem «Out in the Green Frauenfeld». Da war alles dabei, was in ein Festival-Cliché passt: von der sehr langen Kolonne auf der Autobahn bei der Anreise, über die vielen Besucher, bis zum überfüllten chaotischen Campingplatz mit viel Regen und Schlamm. Aber vor allem auch tolle Live-Konzerte mit den Toten Hosen, Simple Minds, Chuck Berry, The Beach Boys, Status Quo, Foreigner und vielen mehr. Das war ein inspirierendes Weekend.

Wie bereiten Sie sich am Vortag auf den Start Ihrer Veranstaltung vor?
Götz: Bei uns gilt: Nach dem Event ist vor dem Event. Das heisst wir bereiten das Openair Frauenfeld im Voraus vor. Somit hat der Tag vor dem Event keine spezielle Bedeutung. Er ist geprägt von letzten Kontrollen und finalen Abstimmungen, und natürlich von der Vorfreude auf den Start.

Worüber haben Sie sich als Veranstalter letztmals so richtig geärgert?
Götz: Über die Gebührenverordnung der Swissperform, der Verwertungsgesellschaft der verwandten Schutzrechte, die an einem Festival die Nutzungsrechte von DJs geltend macht und verwertet, unabhängig von der Suisa, die die Rechte der Bands vertritt. Die heutige Tarifauslegung ist unverhältnismässig und branchenfremd! Es lassen sich nicht in einem kostenvernünftigen Verhältnis Side Events mit DJs neben den Live Shows umsetzen. Hier ist dringender Handlungsbedarf für die nächste Reform notwendig. Es kann nicht sein, dass man aufgrund von nicht passenden Gesetzen das Festival- Gesamterlebnis so massgeblich einschneidet!

Was war bislang der Höhepunkt in Ihrer Karriere als Veranstalter?
Götz: Die «elektrisierende» Show von Eminem am Openair Frauenfeld 2018 zusammen mit 50’000 begeisterten Besuchern!

Beschreiben Sie Ihr bisher schönstes Erlebnis in Zusammenhang mit Ticketing.
Götz: Der Headliner Release Openair Frauenfeld 2018 mit Eminem und anschliessendem Ausverkauf des Festivals mit 50’000 Besuchern innert wenigen Stunden. Dies übertraf all unsere Erwartungen und Prognosen.

Welchen Fehler im Ticketing machen Sie garantiert kein zweites Mal?
Götz: Beim Ticketing können sich sehr schnell Fehler einschleichen, daher bedarf es Jahr für Jahr einer detaillierten Prozessplanung, aktiver Einbindung des Ticketingpartners und permanenter Kontrolle der Abläufe, sodass Fehler unterbunden werden können. Daher spreche ich viel mehr von einem jahrelangen Learning als von Fehlern.

Vor welchen Entwicklungen im Ticketingmarkt haben Sie Respekt?
Götz: Nach wie vor vor den Secondary Ticketportalen, die mit ihren teilweise unlauteren, überteuerten Angeboten unsere Kunden «abzocken» und im schlimmsten Fall gefälschte, kopierte Tickets weiterverkaufen, womit die Besucher vor Ort natürlich keinen Einlass erhalten. Dieses Thema müssen wir weiterhin aktiv bekämpfen, indem wir unsere Kunden beziehungsweise allgemein die Eventbesucher immer wieder vor diesen Portalen warnen und darauf hinweisen, dass die Tickets nur über den offiziellen Ticketpartner gekauft werden sollen. Diesbezüglich laufen auch nationale Aufklärungskampagnen, was wichtig und gut ist.

Wo wünschen Sie sich im Ticketing Innovationen?
Götz: Bei der Vereinfachung des personalisierten Ticketingprozesses durch neuartige Digitalisierungsmodelle.

Eine Prognose: Wie sieht der Ticketingverkauf in zehn Jahren aus?
Götz: Digital, personalisiert und dezentral – Stichwort Blockchain.

Eine Ihrer Weisheiten als Veranstalter?
Götz: Abgerechnet wird immer erst am Schluss.

Interview: Jürg Kernen