Nicolas Bally ist der Direktor eines der schönsten Sommerfestivals der Westschweiz, dem Estivale Open Air im fribourgischen Estavayer-le-Lac. Am Südwest-Ufer des Neuenburgersees gelegen, zieht es Top-Acts und an die 30’000 Besucher an.

Für welchen Event haben Sie Ihr erstes Ticket gekauft?
Nicolas Bally: Das war ein Ticket für ein Konzert von «MUSE» in Genf, die ich mit Freunden erlebt habe. Ich werde die tolle Band bald in London wiedersehen.

Wie bereiten Sie sich am Vortag auf den Start Ihrer Veranstaltung vor?
Bally: Ich kontrolliere gerne alle Bereiche und stelle sicher, dass diese wirklich in Ordnung sind. Bei den verschiedenen Sektoren gilt es auf einiges zu achten: So müssen die Infrastukturen für verschiedene Ansprüche ausgelegt sein, etwa für 10’000 Besucher und natürlich für den künstlerischen Teil mit Bühne und Ton. Zudem müssen die Künstler perfekt untergebracht werden können, zumal sie in der Regel schon frühmorgens am Tag ihres Konzertes anwesend sind.

Worüber haben Sie sich als Veranstalter letztmals so richtig geärgert?
Bally: Im letzten Jahr mussten wir nach dem Austausch eines Künstlers kurzfristig in der Nacht die Hinterbühne dringend erweitern, um die grosse Produktion des Künstlers aufnehmen zu können.

Was war bislang der Höhepunkt in Ihrer Karriere als Veranstalter?
Bally: Die zwei ausverkauften Abende des Estivale Open Air 2018. Es ist dieses unbeschreiblich schöne Gefühl, den Zuschauern ein interessantes und unterhaltsames Programm geboten zu haben.

Beschreiben Sie Ihr bisher schönstes Erlebnis in Zusammenhang mit Ticketing.
Bally: Der gute Service von Ticketmaster bei kleinen technischen Problemen im vergangenen Sommer. Ihr Team war physisch vor Ort präsent, um unser Team zu unterstützen.

Welchen Fehler im Ticketing machen Sie garantiert kein zweites Mal?
Bally: Zu viele verschiedene Dienstleister für das Ticketing. Wir arbeiteten während Jahren mit vier unterschiedlichen Dienstleistern zusammen, mit dem Resultat, dass sich unsere Kunden bei der Tickebestellung nicht mehr gut zurechtfanden.

Wo wünschen Sie sich im Ticketing Innovationen?
Bally: Etwa bei Gruppentickets mit Hotels oder mit VIP-Services. Ein Beispiel: Seit drei Jahren bietet das Estivale Open Air ein ganz besonderes Ticket: Die Gäste erhalten auf dem Festivalgelände Zugang zu Bereichen, die normale Besucher so nicht haben, und sie kommen in den Genuss von der einen oder anderen Anekdote über das Festival. Solche Angebote kommen gut an.

Eine Prognose: Wie sieht der Ticketingverkauf in 10 Jahren aus?
Bally: Es wird eine sehr hohe Flexibilität bei der Auswahl der Tickets geben, die immer mehr auf den Festivalbesucher zugeschnitten werden. Vielleicht gibt es auch neuartige Preissysteme, wie etwa bei Fluggesellschaften oder im Tourismus mit Dynamic-Pricing. Allerdings müssen wir auch jenen Kunden, die ihre Tickets kurz vor dem Festivals kaufen, Vorteile bieten, etwa mit speziell für sie reservierte Bereiche.

Eine Ihrer Weisheiten als Veranstalter?
Bally: Versuchen, den Festivalbesuchern jedes Jahr ein besseres Angebot machen zu können.

Interview: Jürg Kernen